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Splitterfasern 7: Von BDSM zu spiritueller Polyamorie

1. Wie war die sex­uelle Sit­u­a­tion in dein­er Fam­i­lie? In was für ein kul­turelles Umfeld wur­dest du in
Bezug auf Sex­u­al­ität hineinge­boren? Wie würdest du das Ver­hal­ten dein­er Eltern
in diesem Bere­ich beschreiben?

In mein­er Fam­i­lie gab es qua­si keine Sex­u­al­ität oder Raum für Sinnlichkeit, Entspan­nung und Genuss. Ich kann mich nicht daran erin­nern, wie meine Eltern sich auch nur ein­mal geküsst hät­ten oder in ein­er zärtlichen Umar­mung ver­sunken wären. Auch mir und meinem kleinen Brud­er gegenüber gab es wenig kör­per­liche Berührun­gen oder Liebko­sun­gen. Am meis­ten von mein­er Mut­ter. Von meinem Vater eigentlich keine. Es gibt Kinder­fo­tos von mir, wie ich als Säugling nackt auf der Brust mein­er Mut­ter in der Bade­wanne lag, oder mit meinem Papa. Das The­ma Sex­u­al­ität und Nack­theit waren qua­si aber eher kon­tro­vers in der Ausle­bung zwis­chen meinen Eltern.

Meine Oma müt­ter­lich­er­seits kam aus dem Osten. Daher war Nack­theit für meine Mut­ter etwas Nor­males. Sie wuchs mit zwei älteren Schwest­ern auf und ihr Vater schenk­te ihnen ab und an sog­ar
mal schöne Unter­wäsche, als sie schon junge Frauen waren. Es gab auch eine Sauna im Garten mein­er Großel­tern, welche gerne bei Besuchen genutzt wurde. Mein Vater war oft nicht dabei. Mir war die Sauna zu warm als kleines Kind.  Es war auch nor­mal für meine Großel­tern, wie für meine Mut­ter, in Unter­wäsche durch die Woh­nung zu laufen, die Türe beim Pinkeln offen zu lassen und sich dabei sog­ar noch zu unter­hal­ten und zu fra­gen: „ Musst du auch? Dann lass ich´s ste­hen!“ Als ich 13 oder 14 war, saßen meine Großel­tern bei mein­er Mama im Garten zu einem Stelldichein. Da waren meine Eltern schon 2 oder 3 Jahre geschieden. Meine Oma schenk­te mir kich­ernd ein paar Holz Wür­fel, wo anstelle der Augen Worte wie;“ Kitzeln“, „Brust“, „Strip­pen“ oder ver­gle­ich­bares stand. 

Meine Großel­tern väter­lich­er­seits sind eher kon­ser­v­a­tiv. Ab und zu gibt es einen keuschen Schmatzer auf die Wange zur Begrüßung, auch untere­inan­der. Son­st nichts. Mit vielle­icht zwanzig Jahren, sah ich das erste Mal völ­lig per­plex zu, wie mein Opa mein­er Oma auf den Hin­tern schlug, während sie in die Küche
huschte um sich als gute Haus­frau um das Essen zu kümmern.

In Gesprächen mit mein­er Mut­ter erfuhr ich, dass sie und mein Vater nur sehr wenig Sex gehabt hat­ten. Ger­ade so, dass es für mich und meinen 4 Jahre jün­geren Brud­er und 4 Fehlge­burten gere­icht hat­te. Mein Vater warf mein­er Mut­ter in ihren sehr häu­fi­gen Schreiereien dann wohl auch sowas vor, dass er ja sowieso keine Lust auf sie
habe, weil sie durch die Schwanger­schaften dick gewor­den wäre. Eine mein­er schön­sten Kind­heit­serin­nerun­gen
war, wie ich mor­gens früh ins Bett mein­er Eltern gekrochen bin und wir uns eine Burg aus Kissen und Deck­en gebaut haben. Da gab es meinen kleinen Brud­er noch nicht. Später schliefen meine Eltern in getren­nten Zim­mern. Mein Vater hat­te ein kleines Bett in seinem Arbeit­sz­im­mer ste­hen und meine Mut­ter, schein­bar hoff­nungsvoll, ein sehr großes Bett im Schlafz­im­mer. Mein Vater wäre wohl gerne offen­er gewe­sen. Er hat das aber nie gelernt.

Meine Mut­ter wurde von ihrem Vater auch geschla­gen, mit seinen großen Mau­r­ermeis­ter-Pranken. Aber ihre Mama war so liebe- und lichtvoll, dass so viel aufge­fan­gen wurde. Mein Vater wurde schon als Säugling von seinem Vater kör­per­lich mis­shan­delt, bis dieser sich in ihrer Woh­nung erhängt hat. Mein Papa war nicht älter als drei Jahre. Meine Oma väter­lich­er­seits und ihr neuer Mann, den ich als meinen Opa ken­nen­lernte, ver­bre­it­eten, dass der Vater meines Papas an einem Autoun­fall gestor­ben wäre. Über solche Vorkomm­nisse, sollte nicht gesprochen wer­den. Mein Stiefopa adop­tierte meinen Papa, gefragt wurde er nicht.
Meine Uro­ma spielte zu der Zeit eine wichtige Rolle für meinen Papa. Als sie starb, brach eine Welt für ihn zusam­men. Daher hat er sein Architek­turstudi­um auch nie been­det. Ich hörte viele Geschicht­en von meinem Papa, als ich klein war, immer war er betrunk­en und weinte sich bei mir aus. So erfuhr ich von den vie­len demüti­gen­den Erleb­nis­sen meines Papas aus seinem Leben.

2. Hast du dich selb­st erfreut/ befriedigt als Kind? Mit was für einem Gefühl hast du das getan? Wur­dest du „erwis­cht“? Wie wurde reagiert?

Eine Geschichte, welche meine Mama mir mal erzählte über­schnei­det sich mit ein­er Erin­nerung von mir. Ich weiß nicht mehr genau, was davon wirk­lich passiert ist. Aber unsere Wahrnehmung bildet ja bekan­ntlich die Real­ität in welch­er wir leben.
Ich war noch ganz klein und saß nack­e­lig auf dem Wick­eltisch in meinem Kinderz­im­mer. Mit meinen kleinen Kinderfin­gern erkun­dete ich meinen Kör­p­er, wie alle Kinder es tun. Mit großen Augen ent­deck­te ich zwis­chen meinen Beinen etwas und rief, freudig erstaunt ob dieser Ent­deck­ung; „Mama!..Loch!“

Eine ganz ähn­liche Erin­nerung spielte sich auch wieder auf meinem Wick­eltisch ab, oder vielle­icht auf dem
Tep­pich­bo­den in meinem Kinderz­im­mer. Ich saß nackt da und hat­te einen Pin­sel in mein­er kleinen Hand. Ich habe mich neugierig mit dem Pin­sel gestre­ichelt, auch in dem Bere­ich zwis­chen meinen Beinen, wo
es so schön kitzelte. Mein Papa kam rein und wollte das unterbinden, meine Mama bekam das mit und es brach ein großer, lauter Stre­it vom Zaun. Ich schlief gerne mit ein­er Decke zwis­chen den Beinen. Ich klemmte sie ganz fest gegen meine Vul­va. Der Druck beruhigte mich etwas. Ich schlafe heute noch oft so.
Damals habe ich noch ganz lange ins Bett gepinkelt. Manch­mal auch absichtlich. Ich hock­te mich dann auf den Fußteil der Bettdecke und pinkelte dor­thin. Ich hat­te große Angst im Dunkeln, kon­nte kaum
ein­schlafen und rief oft nach meinen Eltern. Oft kam kein­er, sie waren gen­ervt von mir. Vor Ner­vosität, Angst und Anspan­nung aß ich dann die Flusen mein­er Kuscheldecke, riss mir Haare aus, knab­berte meine Fin­gernägel bis aufs Fleisch und biss mich in die Arme oder Knie, um nicht schreien zu müssen und mich zu reg­ulieren. Als ich älter war, vielle­icht so 11, saß ich ein­mal ganz leg­er im Nachthemd auf der Couch und wollte mich mit meinem Vater unter­hal­ten. Er sagte mir stattdessen, dass eine junge Dame nicht mit gespreizten Beinen dasitzen soll. Es gab viele Regeln zu beacht­en bei mir zu Hause, wenn ich gefall­en wollte. Sofern es mir über­haupt irgend­wie möglich war. Ich wurde gelehrt, wie eine feine Dame sich bei Tisch zu benehmen hat, wann sie zu sprechen hat und wann nicht. Was soll­ten denn die Leute denken, wenn da ein Kind vor­laut wäre? Wenn ich zu Hause vor­laut wurde, sper­rte mein Vater mich in mein Zim­mer und belei­digte mich als arro­gantes, kleines Arschloch. Ich ver­suchte die Tür einzutreten und dro­hte damit das Jugen­damt anzu­rufen. Nach der Jahrtausendwende sollte so nicht mehr mit Kinder umge­gan­gen wer­den, dachte ich. Das Tele­fon sper­rte er weg und zog mir die Schä­den an mein­er Zim­mertüre vom Taschen­geld ab. Meine Mut­ter wurde einige Jahre vor der Schei­dung mein­er Eltern schw­er krank, sie wurde dünnhäutig und aggres­siv. Wir alle waren noch anges­pan­nter als zuvor, als nur die ständi­gen Entzugskliniken, alko­hol­verseuchte Woch­enen­den meines Vaters und Tren­nungsver­suche mein­er Mut­ter uns belasteten. Mein Papa trank noch mehr Alko­hol, arbeit­ete viel, damit wir uns die schöne Woh­nung leis­ten kon­nten. Mein Vater sagt heute, er wollte den Ansprüchen mein­er Mut­ter gerecht wer­den. Mein­er Mut­ter rutschte öfter die Hand aus, mal war es auch ein nass­er Waschlap­pen, der mich oder meinen Brud­er im Gesicht traf.

Wenn ich bei meinen Großel­tern väter­lich­er­seits über­nachtet habe, durfte ich immer mit mein­er Oma im großen Ehe­bett schlafen. Mein Stiefopa wurde ins ehe­ma­lige Kinderz­im­mer ausquartiert. Zum Früh­stück aß ich am lieb­sten Honig­brote und mein Opa bekam am lieb­sten zuck­er­süße Honigküsse von mir direkt auf den Mund. Irgend­wann wurde mir das immer unan­genehmer, das „Nein“ fiel mir schwer.

Ich hat­te viele sex­uelle Fan­tasien. Schon im Kinder­garten stellte ich mir vor, wie Kinder gemacht wer­den. Damals dachte ich, dass Mann und Frau in eine Mas­chine kom­men, welche sie aufeinan­der steckt. Von den Funk­tio­nen der männlichen und weib­lichen Gen­i­tal­ien wusste ich so unge­fähr, kon­nte mir aber schein­bar nicht vorstellen, dass Men­schen so etwas willig und voller Lust tun. Im Grund­schu­lal­ter stellte ich mir dann diverse fik­tive Gestal­ten aus Büch­ern, Serien und Fil­men vor, wie wir in die Sit­u­a­tion kämen
miteinan­der zu schlafen. Dabei wurde ich mal zum Dinosauri­er, zum Hai, zum halb­dä­monis­chen Wesen und so weiter.

3. Wer hat dich aufgeklärt?

Wer mich aufgek­lärt hat, kann ich nicht genau sagen. Meine Mut­ter war sehr offen mit der The­matik. Sie und ihre Fre­undin­nen ris­sen oft zotige Witze über Män­ner­nasen und deren Aus­sagekraft. Also wahrschein­lich bin ich so in die The­men reingerutscht. Ich habe mir viel selb­st zusam­men­gereimt und zuge­hört. Ich bekam ab und zu auch mal eine Bra­vo in die Hand oder hat­te kindgerechte Büch­er. Im Sex­u­alkunde Unter­richt in der Grund­schule, war ich eine der besten. Aber ich weiß nicht mehr, wie ich an das Wis­sen kam. Vielle­icht fiel es mir nur leichter mir alles zu merken, weil ich so inter­essiert war. Ich
redete auch viel mit meinen Fre­undin­nen darüber oder spielte aus­gedachte Szenen. Im Kinder­garten zum Beispiel, verkrochen meine dama­lige Fre­undin, ein Fre­und und ich uns in das Spiel­haus. Wir kon­nten die Tür mit ein­er Decke ver­hän­gen und nach hin­ten raus, unein­se­hbar für Erwach­sene, war ein Fen­ster. Da zeigten meine Fre­undin und ich uns dann qua­si nackt den Jungs, die vor dem Fen­ster hock­ten. Bei unseren Pos lacht­en und kreis­cht­en sie, bei unseren Vul­ven schmis­sen sie Sand.

4. Was für einen Ein­druck hat­test du in Bezug auf Sex­u­al­ität, bevor du sie selb­st erlebt hast?

In der Grund­schule, spielte ich mit zwei anderen Fre­undin­nen einen Pfer­de­film nach. Ich war dabei eine Stute, so wie die zweite Fre­undin. Die dritte Fre­undin war der Hengst und bestieg uns auch. Wir waren noch ange­zo­gen. Aber aufre­gend war es den­noch. Mit ein­er anderen Fre­undin, welche von ein­er
anderen Schule zu uns gewech­selt war, spielte ich auch ein­mal. Sie war dabei ein LKW Fahrer und auch der Vater des Mäd­chens, welch­es ich spie­len sollte. Der Vater bot dem LKW Fahrer dann seine schlafende Tochter an. Das war mir sehr unan­genehm und doch irgend­wie faszinierend.

5. Wie hast du die Verän­derun­gen deines Kör­pers in der Pubertät erlebt und wie wurde darauf reagiert?

Als meine flache Hüh­ner­brust sich langsam zu einem Dekol­leté for­men wollte, war ich aufgeregt und freute mich über die schö­nen Bustiers mit Blüm­chen drauf, welche ich von ein­er älteren Fre­undin oder mein­er Mut­ter bekam. Meine erste Behaarung ent­fer­nte ich sofort. Ich habe noch nie gese­hen, wie meine Achseln mit voller Behaarung aussehen.

Nach der Schei­dung mein­er Eltern, ich war etwa 12 Jahre alt, bekam ich zu mein­er Kon­fir­ma­tion genug Geld, um mir endlich einen eige­nen Com­put­er kaufen zu kön­nen. Das war so die Zeit, in welch­er ich auch anf­ing mich selb­st zu berühren. Ich pro­bierte vieles aus. Aufge­blasene Kon­dome, Flum­mis, Flaschen ohne Boden wur­den von mir in mich einge­führt, weil mich das Gefühl so erregte aus­ge­füllt zu sein. Meine Gleit­mit­tel waren Nivea Creme und Spucke. Ich stellte fest, dass ich mir die schön­sten Gefüh­le ver­schaf­fen kon­nte, wenn ich den knall­harten Mas­sages­trahl des Duschkopfes auf meine Kli­toris richtete. Ich füllte meine Schei­de auch öfter mit Wass­er, indem ich den Duschkopf ganz eng an meine Öff­nung presste. In der Bade­wanne kon­nte ich meine Unter­leib­smusku­latur so anspan­nen, dass ich Wass­er mit mein­er Schei­de ein­saugen kon­nte und es wieder her­auss­chießen lassen kon­nte. Mit Luft ging das auch. Ein­mal ver­suchte ich wieder unter der Dusche mir zu einem Höhep­unkt zu ver­helfen, ein frus­tri­eren­des und anstren­gen­des Unter­fan­gen, störte mich meine Mut­ter mit laut­starkem Klopfen, was denn da so lange dauern würde. Ich lief put­er­rot an und stürmte schnell aus dem Badez­im­mer, spie mein­er Mut­ter ent­ge­gen, dass es so schon auch schw­er genug sei mich zu befriedi­gen, ohne dass sie störe. Sie war ganz per­plex und fragte ver­schämt, ob ich denn wisse, wo der G‑Punkt sei. Ich schrie, darüber will ich nicht mit
dir reden und ver­schwand in meinem Zimmer.

Ich merk­te, dass mein Kör­p­er sich verän­derte und dass ich anders ange­se­hen wurde. Ich fuhr oft mit meinen Fre­undin­nen im Bus zum Gym­na­si­um. Er war viel zu über­füllt. Ein­mal berührte mich ein älter­er Junge am Po oder woan­ders. Ich weiß es nicht mehr genau. Ich weiß, dass ich ver­stört war und lange mit meinen Fre­undin­nen darüber disku­tiert habe.

In der Grund­schule berührte mich ein Klassenkam­er­ad auch ein­mal an ein­er inti­men Kör­per­stelle. Ich wusste, dass es ein Verse­hen war. Sagte es aber trotz­dem mein­er Klassen­lehrerin, welche unverzüglich
ein großes Klas­sen­ge­spräch über kör­per­liche Beläs­ti­gung führte. Ich glaube, da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass es mir eine gewisse Macht ver­lei­ht, eine Frau zu sein.

Auf der Grund­schule war ich bei den Jungs gefürchtet, wenn wir fan­gen spiel­ten oder rauften, war ich oft unnachgiebig und bru­tal. Wenn ich meinen Arm hob, zuck­ten sie zusam­men. Ich genoss dieses ver­meintliche Gefühl von Stärke und Macht.

Bei ein­er Kissenschlacht auf einem Kinderge­burt­stag in der fün­ften Klasse, war ein älter­er Fre­und des
Geburt­stagskindes. Er war schon dreizehn, was mich beein­druck­te und ich hoffte ihm zu gefall­en. Ich war jedoch wieder sehr bru­tal bei der Kissenschlacht, er wies mich zurecht und ver­passte mir einen gehöri­gen Dämpfer. Ich ver­steck­te meine kör­per­liche Kraft und meine Wil­lensstärke besser.

6. Wie war deine erste Men­stru­a­tion und wie wurde sie von dein­er Fam­i­lie aufgenommen?

Meine erste Men­stru­a­tion hat­te ich auf den Tag genau drei oder vier Monate nach meinem dreizehn­ten
Geburt­stag. Ich war aufgeregt und beschämt, lief aber trotz­dem pflicht­be­wusst zu mein­er Mut­ter und zeigte ihr den winzi­gen Blut­fleck in mein­er Unter­hose. Sie freute sich sehr für mich und hieß mich nun eine Frau. Ich bekam Binden und Tam­pons. Die Ver­wen­dung hat­te ich schon in der Grund­schule gel­ernt, aber auch von mein­er Mama. Die Beipackzettel waren auch eine kleine Hil­fe. Ich las ohne­hin immer alles, was ich in die Fin­ger bekam. Ein paar Tage später bekam ich von mein­er Mut­ter einen wun­der­schö­nen Mond­stein in einen sil­ber­nen Ring ein­ge­lassen und einen Brief mit Glück­wün­schen zu mein­er Menar­che, Willkom­men im Kreis der Mondin­nen oder Drachin­nen und vie­len Din­gen, die ich nicht ver­stand. Ich kon­nte auch nicht mit mein­er Mut­ter darüber sprechen, wir hat­ten erst viel später eine solche gemein­same Ebene. Zu meinem Vater hat­te ich bewusst keinen Kon­takt zu der Zeit. 

7. Wie waren deine ersten sex­uellen Kon­tak­te (intime Berührun­gen, Küsse etc.)

Als wir dabei waren aus der gemein­samen Woh­nung auszuziehen, hat­te ich beim Kon­fir­ma­tion­sun­ter­richt einen Jun­gen ken­nen­gel­ernt und wir waren zusam­men. Ich hat­te in der Grund­schule zwar auch schon einen Fre­und gehabt, aber mehr als Händ­chen­hal­ten und ein­mal gegen­seit­ig Gen­i­tal­ien anguck­en war da nicht. Auf jeden Fall war ich sehr glück­lich in den zwei Wochen mit meinem Kon­fir­ma­tions-Fre­und. Er hat­te sehr unreine Haut durch die Pubertät, war aber sehr lieb. Wir waren immer aufgeregt, wenn wir uns trafen und erzählten uns davon, hiel­ten Händ­chen, tele­fonierten stun­den­lang. Seine Mut­ter machte ein­mal ein Foto von uns bei­den und druck­te es mir aus. Ich nahm es stolz mit nach Hause. Es war in einen
braunen Umschlag gepackt und lag auf meinem Schreibtisch, während meine Fam­i­lie zu Abend aß. Mein Vater fand das Foto und belei­digte ihn und mich, wie ich denn mit so ein­er Pick­el­fresse zusam­men sein
kön­nte. Da war für mich vor­bei. Lei­der war für mich und meinen Fre­und auch unsere Beziehung vor­bei. Ich kon­nte das alles kaum noch ver­ar­beit­en, schrieb ihm einen Brief in welchem ich Schluss machte und trug nur noch schwarze Klei­dung. Färbte mir die Haare und schmink­te mich dunkel.

Über meinen Com­put­er kon­nte ich noch viel regeren Aus­tausch über Sex­u­al­ität führen, als nur mit Fre­undin­nen in der Schule. Ich kon­nte auch viel recher­chieren. Zum Beispiel, weswe­gen ich nicht kom­men kon­nte. Oder wie sich ein Orgas­mus über­haupt anfühlt. Ein Fre­und, den ich übers Inter­net ken­nen­lernte, war mir dabei ein guter Gesprächs bzw. Schreib­part­ner. Später kam er mit ein­er mein­er Fre­undin­nen zusam­men. Es war schön einen männlichen Fre­und zu haben. Und irgend­wie wur­den meine männlichen Fre­unde immer mehr. Ein paar Monate nach mein­er Peri­ode wollte ich dann auch die Pille nehmen, falls ich dann bald Sex haben würde. Ich wollte vor­bildlich sein und mit Kon­dom und Pille ver­hüten, was ja mit am sich­er­sten sein soll.

Mein erstes Mal inti­men Kör­perkon­takt, ich war 13, hat­te ich mit zwei Fre­undin­nen, als wir mit dem Vater der einen, A., in Öster­re­ich im Urlaub auf ein­er kleinen Berghütte waren. A.´s Großel­tern macht­en dort im Häuschen auch Urlaub. Es war sehr lustig und gemütlich, wir schliefen alle in einem großen Bett. Meine Fre­undin M. war dabei der akti­vere Part von uns dreien. Ich wurde nur berührt und berührte wenig meine Fre­undin­nen, es war ein­fach schön sich Haut an Haut zu spüren. Bei der Ver­ab­schiedung bemerk­te die Groß­mut­ter in beson­derem Ton­fall, dass es ein sehr inter­es­san­ter Urlaub für sie gewe­sen sei. Wir waren wohl ein biss­chen zu laut gewe­sen. Ich ging mit diesen zwei Fre­undin­nen oft in einen Park, in welchem sich die älteren Jugendlichen trafen um sich zu betrinken. Meine Fre­undin A. und ich tranken auch, wenn wir etwas abbeka­men. M. mochte keinen Alko­hol und hat wohl etwas mehr auf uns aufgepasst. Meinen ersten Kuss bekam ich von einem viel älteren Typen, den wir am gle­ichen Abend ken­nen­gel­ernt hat­ten. Es reg­nete und wir standen unter einem Regen­schirm. A. erzählte, dass ich noch nie geküsst wor­den sei und
er fack­elte nicht lange und küsste mich das erste Mal mit Zunge. Ihm gefie­len wir wohl ganz gut, denn wenig später am Abend saßen A. und ich rechts und links von ihm auf ein­er Park­bank und tranken
Wod­ka-Ener­gy aus der Flasche. Er küsste mal A. mal mich und hat­te seine Arme um uns gelegt, die Hände jew­eils in unseren Dekol­letés. Als er bei mir tiefer gehen wollte, ging ich weg. M. suchte uns schon
lange. Im autonomen Zen­trum in unser­er Stadt waren wir drei auch öfters, weil man keine Ausweise kon­trol­lierte. Dort lernte ich meinen ersten Fre­und ken­nen. Er war sehr groß, bär­tig, lebte im betreuten Wohnen und dealte mit Dro­gen. Er behauptete er wäre 15. Mit­tler­weile, bin ich mir da nicht mehr so sich­er. Er sagte, er hätte sein erstes Mal mit ein­er erwach­se­nen Frau gehabt, welche seine Her­rin gewe­sen wäre. Er zeigte mir viele Fes­se­leien, erzählte von diesem und jen­em BDSM Kniff. Ich war Hin-und Weg von der Selb­st­sicher­heit die er ausstrahlte. Er war sexy für mich, ist es noch, wenn ich darüber nach­denke.
Wir küssten uns viel und inten­siv, spiel­ten Macht­spielchen, wer von uns stärk­er wäre, wer unter­liegen würde, kämpften um die Ober­hand und berührten uns voller Lei­den­schaft. Wir genossen es bei­de zu sehen, welche Wirkung unsere Berührun­gen auf den Anderen jew­eils hat­ten. Wir planten mein erstes Mal ganz genau, er wollte mich jagen, bei Voll­mond im April, wenn er mich schnap­pen kön­nte, wäre meine Jungfräulichkeit seine Beloh­nung. Knapp 4 Monate nach meinem 14. Geburt­stag sollte alles stat­tfind­en. Dazu soll noch gesagt wer­den, dass er ins­ge­heim von sich glaubte ein Hal­b­vam­pir zu sein. Ab und zu traf er sich mit einem Kol­le­gen um Blut ein­er Schü­lerin aus den oberen Jahrgän­gen meines Gym­na­si­ums zu trinken.

8. Wie war das, was du für dich als den ersten “richti­gen” Sex bezeichnest?

Es kam aber anders. Meine Mut­ter kam kurz nach ihrer Schei­dung mit einem Mann zusam­men, mit dessen Tochter ich mich anfre­un­dete. Sie war in meinem Alter. Sie, ich und mein Hal­b­vam­pir-Fre­und saßen eines Abends in meinem Zim­mer und guck­ten aus Inter­esse Pornos. Irgend­wann ging sie nach oben in die Woh­nung von ihrem Papa und mein Fre­und und ich schaut­en eine Weile alleine weit­er. Ich wurde immer erregter und irgend­wann fie­len wir übere­inan­der her. Ich war sehr unentschlossen, wollte ihn aber unbe­d­ingt in mir spüren. Seine Fin­ger reicht­en mir irgend­wann nicht mehr. Er lag hin­ter mir und berührte meine Brüste und mein Lustzen­trum. Ich spürte seinen erigierten Penis hin­ter mir und steck­te mich irgend­wann ein­fach auf ihn.

Vorher hat­te ich ihm erlaubt neben mir eine Gespielin zu haben, weil ich nicht glaubte, dass Män­ner ihre Triebe beherrschen kön­nten. Nach unserem ersten Mal, haben wir das nicht weit­er the­ma­tisiert. Es lief für uns so weit­er wie vorher, nur das wir auch Sex hat­ten, wenn er denn mal bei mir auf­tauchte. Eines Abends betranken wir uns mit den anderen BDSM Leuten, die wir kan­nten, fes­sel­ten uns, kitzel­ten uns genossen Macht und so weit­er. Wir liefen trunk­en nachts durch die Stadt. Mein Fre­und und zwei Bekan­nte klet­terten auf das Gerüst der Schwe­be­bahn über der Wup­per, ich und die Gespielin meines Fre­un­des
blieben unten und ver­fol­gten sie am Boden. Dabei sprang ich auf einen Stuhl am Wup­per-Ufer, von dem ich dachte, er wäre fest. Lei­der war es ein Drehstuhl und ich fiel böse auf meine Scham­lip­pen. Ich blutete und wir gin­gen nach Hause. Ich sagte es wäre in Ord­nung für mich auf der Couch zu schlafen, während mein Fre­und und seine Gespielin miteinan­der schliefen. Es war jedoch im Gegen­teil sehr ver­let­zend für mich.

9. Wie ver­lief deine sex­uelle Biografie von da an?

Die Beziehung endete nach drei Monat­en. Ein paar Tage später kam ich mit einem Punk aus dem autonomen Zen­trum zusam­men. Die Beziehung war ähn­lich destruk­tiv, nur das ich viel schlim­mer in eine emo­tionale Abhängigkeit von ihm rutschte. Er liebte noch seine Ex-Fre­undin und war ein notorisch­er Fremdgänger, ob ich daneben lag und schlief oder nicht. Kurze Zeit waren wir sog­ar „ver­lobt“, ich war fest davon überzeugt, dass ich den Rest meines Lebens mit ihm teilen wollen würde. Wir strit­ten uns per­ma­nent und waren immer wieder getren­nt und wieder zusam­men. Als diese Beziehung dann nach 9 10 Monat­en endete, suchte ich mir eine Ther­a­peutin um über den Tren­nungss­chmerz hin­weg zu kom­men. Dabei ploppten natür­lich noch ganz andere dringlichere The­men auf. Ich ver­let­zte mich seit­dem ich 12/13 war, indem ich mir die Arme oder die Beine auf­schnitt. Ich ritzte mir sog­ar den Namen meines zweit­en Fre­un­des in den Ober­schenkel. Zum Glück sieht man die Narbe nicht mehr wirklich.

Ich führte dann knapp ein halbes Jahr ein lock­eres Liebesleben. Ich befriedigte mich vor mein­er Web-Cam, und ließ Män­ner dabei zuschauen und sah ihnen zu, wie sie sich befriedigten. Ich hat­te hier mal einen one-night oder auch two-night- stand und da mal einen. Irgend­wo habe ich eine Liste, wo ich ab und zu mal nach­trage, mit wem ich geschlafen habe, wen ich geküsst habe etc. um den Überblick nicht zu verlieren.

Heute sage ich, dass ich ins­ge­samt auf der Suche nach den anerken­nen­den, wertschätzen­den Augen meines Vaters, in den Gesichtern ander­er Män­ner war. Ich habe mich auch sehr über den großen Bere­ich,
welchen Beziehun­gen und Sex­u­al­ität für mich ein­nahm, definiert. Ich war eine der ersten in mein­er Klasse die Sex hat­te, dadurch wurde ich zur Ansprech­part­ner­in in Liebes­din­gen und genoss diese Aufmerk­samkeit sehr. Ich genoss auch die Macht, welche ich über meinen Kör­p­er über Män­ner haben kon­nte. Ich hat­te son­st nicht viel mein Eigen zu nen­nen, dachte ich.

Meine dritte Beziehung war eine für mich gesün­dere. Er war liebevoll und opferte sich sehr für mich auf. Ich machte deswe­gen auch Schluss mit ihm, weil ich ihn irgend­wann nicht mehr respek­tieren kon­nte. Wir hat­ten zu Beginn wun­der­baren, inten­siv­en und zärtlichen Sex. Sein großer Penis gefiel mir sehr. Solange wir eine Fern­beziehung führten, blieben wir liebevoll. Auch wenn ich ihn fast ein­mal bet­ro­gen hätte. Als er in meine Heimat­stadt zog um bei mir zu sein, wurde alles schwieriger. Wir waren cir­ca zwei ein­halb Jahre zusam­men und wohn­ten auch zusam­men, weil meine Mut­ter und ich, sich alles andere als gut vertrugen.

Meine Mut­ter und ich hat­ten die Ange­wohn­heit uns zu stre­it­en, wie andere Men­schen Fan­gen spie­len. Sie machte mir Vor­würfe, ran­nte aus dem Zim­mer, ich ran­nte hin­ter­her, machte ihr Vor­würfe und ran­nte wieder davon. Das schaukelte sich in ein­er Sit­u­a­tion so hoch, dass ich sie boxte. Der Arzt hat­te den Ver­dacht, dass Rip­pen ange­brochen wor­den seien. Da entschloss ich mich auszuziehen, weil ich mein­er Mut­ter nie wieder so etwas antun wollte. Ich stürzte in eine noch tief­ere Depres­sion als vorher. Ver­suchte die 11.Klasse ein zweites Mal zu machen. Ver­lor meine Fre­unde aus der ersten Jahrgangsstufe, weil mir
kein­er glaubte, aus welchen Ver­hält­nis­sen ich komme und das alles so schlimm nicht sein könne. Da wohnte ich dann noch mit meinem drit­ten Fre­und zusam­men, er hat eine depres­sive Mut­ter und ken­nt sich daher gut aus. Er hielt viel aus mit mir und ver­suchte so gut es ging für mich da zu sein. Ich war abweisend, grausam und ließ ihn allein. Sex hat­ten wir am Ende auch nicht mehr, weil er mir nicht „maskulin“ genug war, mich hart genug nehmen kon­nte. Er ver­suchte es, um mir zu gefall­en, ich kon­nte ihn aber dabei nicht ernst nehmen. Wir wohn­ten noch ein halbes Jahr nach unser­er Tren­nung weit­er zusam­men, ich vögelte wieder ein biss­chen durch die Gegend und blieb bei einem Met­al­head Typen hän­gen. Da war ich knapp über achtzehn. Er hat­te ADHS und wohnte über­gangsweise bei sein­er Mut­ter.
Als mein drit­ter Fre­und dann aus unser­er Woh­nung ausziehen wollte, zog ich mit zu der Mut­ter meines derzeit­i­gen Fre­un­des, bis wir eine eigene Woh­nung hat­ten. Unser Sex war heftig, wenig liebevoll und hart. Wir fick­ten zu Ramm­stein und anderen Songs, die uns in Stim­mung bracht­en. Wir strit­ten viel, tren­nten uns auch mal, kamen wieder zusammen. 

Als ich ein vier­tel Jahr vor meinem Abitur war, waren meine Depres­sio­nen so schlimm, dass ich abbrach und in eine Klinik ging. Meine ambu­lante Ther­a­pie half nur noch bed­ingt, Anti-Depres­si­va und Schlafmit­tel macht­en mich nur noch mehr zum gefüh­llosen Zom­bie. Der Aufen­thalt dort war sehr heil­sam für mich. Ich entsch­ied mich ent­ge­gen des sozialen Drucks kein Abitur zu machen. Ich hat­te immer das Gefühl ich müsse meine Fam­i­lie stolz machen und mir Liebe ver­di­enen. Ich entsch­ied mich stattdessen ein
Jahre­sprak­tikum für den Erwerb meines Fach­abiturs zu machen. Die Beziehung endete einen Monat nach Ende meines Klinikaufen­thaltes mit Polizeiein­satz und großem Dra­ma um nichts. Jahre später sahen wir
uns ein­mal vor Gericht wieder. Ich zog für einen Monat zu mein­er Mut­ter. Zu ihr hat­te ich seit­dem ich aus­ge­zo­gen war ein noch schlechteres Ver­hält­nis als vorher schon. Als sie sagte, so schlimm
könne es mir ja nicht gehen und ich würde nie wieder einen Job find­en, wenn ich in eine Klinik gin­ge, brach ich den Kon­takt zu ihr auch ab. Bei mein­er Mut­ter suchte ich mir dann eine eigene Woh­nung. Endlich eine nur für mich. Es war eine schöne Zeit, die ich dort ver­brachte. Ich lernte, wie schön es sein kann, wenn ich mit mir selb­st alleine bin und das ich mir selb­st die beste Gesellschaft sein kann.
Ich übte mich darin mich selb­st zu lieben, ich hat­te endlich den Raum dafür.

Einen Monat nach der Tren­nung des let­zten Fre­un­des, lernte ich meinen näch­sten Fre­und ken­nen. Es war auch eine On-Off- Beziehung. Wir liebten uns sehr und hat­ten tollen, abwech­slungsre­ichen Sex auf Augen­höhe. Wir hat­ten mal harten, mal freud­vollen Sex mit Glück­strä­nen in den Augen. Er war Stu­dent, Bar­keep­er und wieder Dro­gen­deal­er. Mit seinem Dro­genkon­sum kam ich nicht klar, weil er auch syn­thetis­che Sachen kon­sum­ierte. Wir waren auch cir­ca zweiein­halb Jahre zusam­men. Es gab eine Zeit, in welch­er er oft keinen hochbekom­men kon­nte, wieder schlaff wurde und keinen Sex mehr wollte. Das war ganz furcht­bar für mich. Ein­mal weinte ich eine kom­plette Nacht lang, weil ich erkan­nte wie exis­ten­tiell wichtig Sex für mich war und wie abhängig ich von ihm war und der Iden­tität, welche mir Sex ver­schaffte.
Die Aus­bil­dung zur Wal­dor­ferzieherin verän­derte viel in mein­er Sichtweise auf mich selb­st und die Welt.
Es fiel mir leichter, mich mit liebevollen Augen zu sehen, mir zu vergeben und viele Zusam­men­hänge mein­er Biografie zu ver­ste­hen. Ich erkan­nte, dass ich mehr bin, als Sex auf zwei Beinen. Ich lernte, was mir gut tun kann und was ich brauche, damit es mir gut geht. Ich übte meinen restlichen Kör­p­er in mein Liebesspiel mit mir selb­st einzubeziehen. Mich zu entspan­nen beim Duschen, mir vorzustellen, wie bedrück­ende Gefüh­le und Gedanken, Alt­las­ten von mein­er Haut, aus mir her­aus gewaschen wer­den und langsam im Abfluss ver­schwinden und mich mir dann selb­st hinzugeben. Einige Male hat­te ich bei meinem Liebesspiel unter der Dusche, eine Vision von meinem inneren, ver­let­zten Kind in ein­er Wiege. Diese Wiege ste­ht in einem schö­nen Holz-Haus zwis­chen Korn­blu­men und Mohn­blu­men Feldern. Ich als reife Frau gehe auf die Wiege zu, nehme mich, mein inneres Kind auf den Arm, lehne mich erschöpft an meinen inneren männlichen Krieger, gebor­gen in den Armen mein­er inneren Groß­mut­ter. Ich schaffe es
nicht immer beson­ders liebevoll mit mir zu sein, aber ich übe. Mal habe ich solche und solche Phasen.

Nach der Tren­nung meines fün­ften Fre­un­des blieb ich für knapp anderthalb Jahre „Sin­gle“, also ohne fes­ten monoga­men Fre­und. Ich lernte zwei Bekan­nte bess­er ken­nen und ging in unser­er Fre­und­schaft sehr auf. Die bei­den lebten in ein­er offe­nen, polyamourösen Beziehung. Sie bracht­en mir bei, dass ich Kör­perkon­takt auch ohne Sex mit anderen Men­schen genießen kann. Wir kuschel­ten viel, liefen Händ­chen­hal­tend durch die Straßen. Mit den bei­den ent­deck­te ich auch das Klet­tern für mich. Es war
eine magis­che Zeit für mich. Alles schien richtig zu sein, alles passierte nach irgen­deinem Plan, den ich nicht kan­nte, dem ich aber zutief­st ver­traute. Nach eini­gen Monat­en tren­nten sich die bei­den, und ich pflegte mit ihr ein sehr enges, fre­und­schaftlich­es Ver­hält­nis. Wir bei­de lern­ten zwei junge Män­ner ken­nen, mit denen wir dann zu viert eine polyamouröse Beziehung eingin­gen. Für uns war Liebe etwas, was größer wird, wenn man es teilt und das so immer jemand für jeman­den da sein kann. Wir hat­ten große Pläne von gemein­samer Fam­i­lie und Wohn­pro­jek­ten. Wir kuschel­ten viel nackt in einem Bett, ohne das alles beson­ders sex­uell gewe­sen wäre. Klar hat­ten wir auch Sex, jed­er mit jedem, auch mal alle in einem Bett. Aber das war von sekundär­er Bedeu­tung für mich. Das Gefühl von ein­er har­monis­chen Fam­i­lie, welche sich nah ist, Inter­essen und gute Gespräche teilt, gemein­sam kocht und lacht und Aus­flüge macht, war viel wichtiger. Als ich dann jedoch für mein Beruf­san­erken­nungs­jahr in ein anderes Bun­des­land ging,
war ich die einzige, die alles aufrecht hielt. Ich organ­isierte Tre­f­fen, fuhr alle besuchen, hörte ihnen zu, wenn es ihnen nicht gut ging. Dabei ging es mir selb­st immer schlechter in dem Kinder­heim in dem ich arbeit­ete. So been­dete ich die Beziehung nach knapp einem Jahr, weil ich etwas verbindlicheres wollte, etwas mit Ver­lässlichkeit und Sicherheit.

Und dann lernte ich direkt meinen jet­zi­gen Part­ner ken­nen. Wir hat­ten schö­nen Sex zu Beginn unser­er
Beziehung, cir­ca ein­mal am Woch­enende, wenn wir uns sahen. Das ist nicht so oft, wie ich das gewohnt war, aber alles fühlte sich richtig an. Mal fes­selte er mich, mal war es inten­siv, lei­den­schaftlich, mal zärtlich und langsam. 

10. Wie ist dein Stand im Moment? A) In sex­uellen Beziehungen/ Kon­tak­ten B) In der sex­uellen Selbstliebe.

Jet­zt wohnen wir zusam­men und haben vielle­icht noch ein oder zweimal im Monat Sex. Irgend­wie haben sich viele Block­aden und Anspan­nun­gen aufge­baut, sodass jed­er weit­ere Ver­such miteinan­der intim zu wer­den oft sehr anstren­gend ist und Über­win­dung kostet. Ich war nie verklemmt, bin es aber nun. Eine neue Erfahrung für mich. Ich hoffe, dass wir gemein­sam einen neuen Weg beschre­it­en und unser Liebesspiel für uns frei gestal­ten kön­nen. Unser Com­mit­ment und unsere Kom­mu­nika­tion sprechen dafür. Ich habe mich in den fast 4 Jahren unser­er Beziehung mit­tler­weile gut damit arrang­iert, das wir sel­tener Sex haben, als es früher bei mir der Fall war. Wir teilen so viel anderes miteinan­der. Ein biss­chen so, wie meine Mut­ter immer sagte; schau, dass deine Beziehung wie ein Haus ist und ihr euch nicht nur im Sexz­im­mer ein­richtet, son­dern auch all die anderen Zim­mer ent­deckt und bewohnt. 

11. Gab es Geburten? Wenn ja, wie liefen sie ab?

Ich war bish­er noch nie schwanger, soweit ich weiß.

12. Hast du Erfahrun­gen gemacht, die du für dich als trau­ma­tisch erlebt hast, z.B. Abtrei­bung, Verge­wal­ti­gung, Miss­brauch, Oper­a­tion, medi­zinis­chen Ein­griff, Sonstiges?

Meine Peri­ode kommt sehr unregelmäßig, je nach Stresslev­el und Bere­itschaft loszu­lassen. Ich hat­te mit 9 einen rechts­seit­i­gen Leis­ten­bruch, welch­er operiert wurde. Als trau­ma­tisch habe ich das jedoch nicht
erlebt.